Die Institution “Schule” stärkt durch Bildung das Fundament der Chancengleichheit innerhalb einer Gesellschaft. Doch geht es im Schulalltag nicht nur die Teilnahme am Unterricht, sondern ebenso um den so wichtigen, sozialen Austausch, der den Verlauf des weiteren Lebens prägt.
Leider ist es nicht allen Kindern und Jugendlichen möglich, regelmäßig die Schule zu besuchen. Die Gründe reichen von chronischer Krankheit bis hin zu emotional bedingter Schulvermeidung. Der Ausschluss vom Schulalltag und dem sozialen Umfeld führt oft zu langfristigen Problemen, deren Folgen die Kinder und Jugendliche für den Rest ihres Lebens begleiten.
Paulis Momente hilft setzt mit dem Avatar Projekt Leipzig (APLE) Telepräsenzroboter AV1 ein und hilft Kindern und Jugendlichen mit einer Langzeiterkrankung wieder Anschluss an die Schule und ihr soziales Leben zu finden. Dieser „Schul-Buddy“ fungiert als ihre Augen, Ohren und Stimme und vertritt sie überall dort, wo sie physisch nicht sein können, da sie sich im Krankenhaus oder zu Hause befinden.
Seit Herbst 2022 beschäftigen wir uns damit, Avatare für den Haus- und Krankenhausunterricht bzw. mobilen Unterricht für diejenigen Kinder und Jugendliche zur Verfügung zu stellen, die aufgrund ihrer Langzeit-Erkrankung nicht aktiv und in Präsenz am Schulunterricht teilnehmen können.
Paulis Momente hilft hat diesbezüglich eine Kooperation mit dem 2015 gegründeten norwegischen Start-up-Unternehmen „no isolation“, der Uniklinik Leipzig und dem SAPPV-Team der Uniklinik Dresden gebildet.
Fünf Avatare konnten durch Paulis Momente hilft e.V. Leipzig bislang durch Spendengelder seiner Unterstützer finanziert werden. Derzeit befinden sich drei AV1-Avatare im Rahmen des Brückenprojekts des sächsischen Kinder-palliativzentrums Dresden im Einsatz. Dadurch wird die Palliativversorgung in Leipzig mit abdeckt. An das Kindernachsorgeteam „AlleDabei-Leipzig“ und die Kinderintensivstation der Uniklinik Leipzig sind zwei Schul-Avatare übergeben worden, welche nun zeitnah eingesetzt werden.
„Der AV1 ist ein Stellvertreter in schlechten Zeiten, der die jungen Patienten rausholt aus ihrer sozialen Isolation und ihnen ein Stück Normalität zurückgibt.“
Ein Kind oder Jugendlicher besucht vor seiner schweren Erkrankung die Schule. Stellen wir uns z.B. ein Mädchen namens Pauline vor. Pauline war vor ihrer Erkrankung eine sehr gute Schülerin. Sie wollte keine Unterrichtsinhalte durch die notwendige Intensivtherapie verpassen. Außerdem war der Wunsch groß, den Kontakt zu ihren Mitschülerinnen und Mitschülern zu halten und ihren gewohnten Schulalltag weiterzuführen.
In Vereinbarung mit den Eltern von Pauline und der zuständigen Oberärztin der Klinik wird der Einsatz mit einem AV1-Avatar geplant.
Durch Absprachen mit der jeweiligen Schulleitung, welche die koordinierte Einholung der Einwilligungserklärungen aller Eltern der Klasse organisiert, kann es gemeinsam mit dem Klassenlehrer zu einer schnellen Umsetzung kommen.
Gleichzeitig werden ein oder mehrere Schulbuddys für den Avatar bestimmt, die sich für die gesamte Zeit der Nutzung bereiterklären, auf den Schul-Avatar aufzupassen und ihn zu allen gewünschten Aktivitäten im Rahmen des Schulunterrichts mitzunehmen. Der Avatar bekommt an der Stelle auch gleich einen Spitznamen und soll ab sofort “Miss P” heißen.
Vorbereitend dazu wird der Schulklasse und dem Lehrerkollektiv nicht nur die Technik erläutert, sondern auch die Situation von Pauline und die drohende Isolation geschildert, um den Schülern die Bedeutung des Avatar-Einsatzes zu vermitteln. Mit dieser großen Nähe zu den Klassenkameraden kann viel Verständnis für das Projekt und ein großes Engagement der Schüler erreicht werden. „Miss P” wird so mit Begeisterung in die Reihen der Schulklasse aufgenommen und Pauline hat nicht das Gefühl, vergessen worden zu sein. Dies bedeutet ihr sehr viel.
Die Mitschüler kümmern sich ab sofort behutsam und verantwortungsvoll um den Schulavatar, nehmen ihn mit in Fachräume und suchen einen vorderen Platz für ihn aus, sodass Pauline über ihr Tablet am Krankenbett die Tafel gut lesen kann. In den Regenpausen, wenn die Mitschüler drinnen bleiben dürfen, können sie sich auch mal ganz normal fernab des Unterrichtsgeschehens mit Pauline unterhalten.
Ab und zu wird auch ein kleiner Gruß in Form eines Klassenfotos mit „Miss P” an Pauline gesendet, um gleichzeitig den Zusammenhalt der Gruppe zu signalisieren.
Täglich auf diese Art aktiv am Unterricht teilnehmen zu können, fördert und fordert Pauline und gibt ihr das Gefühl, dabei zu sein sowie am Schulstoff und -Geschehen dranzubleiben.
Somit findet Pauline wiederum Kraft, Zuversicht und natürlich die so wichtige Motivation. Die erkrankte Mitschülerin Pauline bekommt so das Gefühl, wieder eine schulische Richtung zu haben und den ganz normalen Schulstress, mit dem Erledigen von Hausaufgaben, miterleben zu dürfen – einfach fast wieder richtig zur Schule gehen zu können.
So sind natürlich auch Gruppenarbeiten möglich und Pauline bekommt die Funktion der Vorleserin: Mit ihren Fingern auf dem Tablet bewegt sie den Kopf des Avatars „Miss P” nach unten und liest die Aufgabenstellung des aktuellen Unterrichtsthemas vor. Pauline verfolgt die Vorgänge live und kann ihren Mitschülern Tipps geben. Die Aufregung während dieser besonderen Stunde erlebt sie hautnah mit. Trotz räumlicher Entfernung sind sich Pauline und ihre Mitschüler an diesem Tag ganz nah und teilen die gleichen Emotionen und Erlebnisse.
Auch Paulines Eltern freuen sich sehr, dass ihre Tochter mit „Miss P” wieder nach vorn schauen kann und richtig aufblüht. Mit dem Schulavatar habe sie einen Weg gefunden, sich abzulenken und sich wieder zu motivieren. Manchmal ist sie fast ein wenig zu ehrgeizig, sodass die Lehrer sie etwas „bremsen“ müssen. Für Pauline ist dieser „Schulstress“ aber genau der Stress, der ihr nach einem zähen, einsamen Jahr mit langem Krankenhausaufenthalt wohltut und ihr hilft, das Geschehene zu verarbeiten.
Heute ist Pauline wieder gesund und lebt ihr Leben so, wie es sich für ein Mädchen in ihrem Alter eigentlich auch gehört. „Miss P” hilft inzwischen schon längst wieder einem anderen kleinen oder großen Patienten, ein wenig Normalität während seines langen Krankenhausaufenthaltes zu bekommen.
Informationen zum Projekt können Sie gern über unserer Kontaktseite anfordern.
Er wiegt nur eineinhalb Kilogramm und kann über 4G oder W-LAN mit dem Internet verbunden werden. Er hat einen eingebauten Akku und ist nicht von einer Stromquelle abhängig, muss aber jede Nacht aufgeladen werden. Bild und Ton werden direkt durch das Mikrofon und die Kamera gestreamt.
Der AV1 wird im Klassenzimmer platziert und das Kind ist zu Hause oder im Krankenhaus mit seinem Gerät. AV1 hat eine eingebaute Kamera und ein Mikrofon, um den Unterricht über einen Stream zum Kind zu übertragen. Der integrierte Lautsprecher ermöglicht es dem Kind, mit seinen Klassenkameraden zu sprechen.
Das Tolle am AV1 ist, dass er auch außerhalb des Klassenzimmers verwendet werden kann. Er verfügt über eine integrierte 4G-SIM-Karte, was bedeutet, dass der AV1 auf den Spielplatz, auf Schulausflüge oder sogar nach Hause zu Geburtstagsfeiern mitgenommen werden kann!
Wir wissen, dass der Schutz der Privatsphäre sowohl für Sie als Lehrer als auch für Ihre Schüler unglaublich wichtig ist. Der AV1 ist ein innovatives Produkt, daher kann die Idee ein Gerät mit einer Kamera in ein Klassenzimmer zu bringen, abschreckend wirken. Aus diesem Grund haben wir bei der Entwicklung des Avatars den Datenschutz und die Sicherung der Privatsphäre in den Vordergrund gestellt und mehrere Sicherheitsebenen eingebaut.
Der AV1 überträgt einen Live-Stream vom Avatar im Klassenzimmer auf das Tablet oder Smartphone des AV1-Benutzers. Es werden keine Daten aufgezeichnet und der Live-Stream ist Ende-zu-Ende-verschlüsselt, d. h. es ist unmöglich für eine externe Partei, einschließlich uns, auf den Stream zuzugreifen.
Das Aufzeichnen des Streams oder die Erstellung von Screenshots ist nicht erlaubt. Wenn dies versucht wird, wird der Stream automatisch beendet und der AV1 vorübergehend deaktiviert.
Sie erkennen sofort wenn der AV1 aktiv ist, da sich sein Kopf hebt und seine Augen aufleuchten. Der AV1 überträgt ein Einweg-Video, so dass der Benutzer zwar sehen kann was der Avatar sieht, aber Sie können den Benutzer nicht sehen (dies ist das Ergebnis von Tests mit kranken Kindern – sie wollen einbezogen werden, aber nicht unbedingt von ihren Mitmenschen gesehen werden).
Nur ein AV1-Benutzer kann sich mit einem einzelnen AV1 Avatar verbinden. Ihre App ist über einen geheimen 4-stelligen Pin-Code zugänglich und Sie müssen die Bedingungen von No Isolation akzeptieren. Diese besagen, dass nur ein AV1-Benutzer die App verwenden wird.
Die Schulen sind gesetzlich dazu verpflichtet die Zustimmung der Eltern der anderen Kinder in der Klasse und auch der involvierten Lehrkräfte einzuholen, um die Verwendung von AV1 zu erlauben.
Bedenken von Eltern oder Lehrkräften können aus einem anfänglichen Mangel an Verständnis oder einer generellen Skepsis für die Technologie entstehen. Wir besitzen Entwürfe von Informationsschreiben, die Sie bearbeiten und versenden können, um andere Parteien über die Funktionsweise vom AV1 aufzuklären.
No Isolation benötigt keine persönlichen Daten des AV1-Benutzers und fragt auch nicht danach. Wir speichern nur Kundendaten (z. B. Name und Kontaktinformationen der Schule), um die Bestellung und Zahlung zu bearbeiten und durchzuführen.
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